Pflege in der neuen »Normalität«

„Fast kann ich es nicht mehr hören, aber es ist immer noch in aller Munde: die neue ,Normalität‘“. Dabei ist nichts mehr normal, sondern alles etwas verschoben und merkwürdig. Vieles geht nicht mehr, anderes geht sehr beschwerlich oder anders. Alle mussten sich umstellen.

Auch in der Pflege im „Haus Zabergäu“ ist vieles anders geworden. Mitarbeiterinnen sieht man auf den Bereichen nur noch mit Mund- und Nasenschutz oder Maske rumlaufen. „Unser Veranstaltungsprogramm ist komplett abgesagt“, so die Hausdirektorin Lilli Haldenwanger. Auch Angehörige können nicht mehr kommen, wann sie möchten, da dies ein Risiko für die Bewohner darstellt und genau nachverfolgt werden muss, wer wann hier war. 

Der Umgang untereinander hat sich komplett verändert, da gibt es kein In-den-Arm-Nehmen mehr, keinen Handschlag zur Begrüßung, keine kleinen Berührungen. Auch für die Bewohner ist das schwer, da doch der eine oder andere sie mal in den Arm genommen oder kurz gestreichelt hat, die Hand zum Gratulieren gereicht hat, alles nicht mehr erwünscht oder besser gesagt: nicht mehr erlaubt.

Auch fällt es schwer, die Menschen zu verstehen, da vom Mund nicht mehr abgelesen werden kann und die Stimme gedämpft ist. Besonders den demenziell erkrankten Bewohnern fällt es schwer, da sie eher auf Mimik reagieren als auf Sprache, und das Gesicht können sie nur noch zur Hälfte sehen, das ist völlig unverständlich für sie. Den Mitarbeitern auf dem geschützten Bereich kostet es sehr viel mehr Energie. 

„Wir hatten bis jetzt das Glück, dass wir keinen Corona-Fall im Haus hatten, aber niemand ist davor sicher. Über kurz oder lang wird es jemand ins Haus bringen, sei es ein Angehöriger oder ein Mitarbeiter. Das macht niemand mit Absicht, aber mit der Zeit lässt die Vorsicht nach“, meint die Hausdirektorin.

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Liebe Leserinnen und Leser,
mit „Corona“ leben, heißt nun unser Motto. Das bedeutet, dass alle Besucher Mund- und Nasenschutz tragen müssen, sich beim Betreten des Hauses die Hände desinfizieren und trotzdem noch Abstand zu ihren Angehörigen halten müssen. Dies wird nicht immer so eingehalten, ich kann es ja verstehen, aber so kann natürlich auch leicht etwas übertragen werden.

In der Zeit des „Lockdown“ und danach hatten wir keinerlei Erkältung oder Durchfälle, da kein Besucher kam und alle Mitarbeiter MNS getragen haben. Auch jetzt müssen die Mitarbeiter weiterhin die Bewohner schützen und müssen auch beim kleinsten Anzeichen einer Erkältung zu Hause bleiben. Veranstaltungen entfallen. Für Weihnachten überlegen wir ein bereichsbezogenes Programm, an dem aber leider keine Angehörigen teilnehmen können.

Für unsere Mitarbeiter war und ist die Situation weiterhin nicht einfach, sie mussten bei sehr hohen Temperaturen mit MNS arbeiten, was das Ganze doch sehr erschwert. Es gab Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelanfälle, da das Atmen doch sehr erschwert ist bei gleichzeitiger körperlicher Anstrengung. Seit Anfang November müssen bei körpernahen Tätigkeiten sogar FFP2-Masken getragen werden.

Deshalb ein ganz, ganz herzliches Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesen Zeiten einen sehr hohen, auch körperlichen Einsatz zeigen und engagiert arbeiten.

Lilli Haldenwanger,
Hausdirektorin